Bericht zur Multivisionsshow „Sagenhaftes Island“
Eine kleine Insel, wenig größer als Österreich und das am dünnsten besiedelte Land Europas, versteht es, große Schlagzeilen zu schreiben. So etwa 2010, als der Vulkan Eyjafjallajökull wegen einer Aschewolke den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas zum Erliegen brachte. Oder 2016 bei der Fußball-Europameisterschaft, als die als krasse Außenseiter nach Frankreich gereisten „Wikinger“ nicht nur sportlich für Furore sorgten, sondern vor allem durch ihre berühmt gewordene Choreographie mit ihren Fans.
Seit 2004 erkundet Krüger mit großer Begeisterung die kleine Insel knapp unterhalb des Polarkreises und hat mittlerweile bereits über ein Jahr dort verbracht. Entsprechend fällt Krügers Fazit aus: Island sei ein Traumziel für Fotografen und Liebhaber einer Natur, in deren Angesicht der Mensch klein werde. Einer Natur, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, irgendwann nach ihrer Erschaffung. Jede Bucht und jedes Tal dort erzählen ihre eigene Geschichte – von den Anfängen der Besiedlung vor über 1100 Jahren bis in die heutige Zeit.
Doch Krüger zeigt nicht nur die berückend schönen Landschaften „Eislands“, sondern wollte auch das Wesen der Isländer ergründen. Wie tickt dieses Volk, dessen Fußballer eine ganze Welt verzaubert haben und das international hoch geschätzte Künstler hervorgebracht hat wie Björk oder Ólafur Elíasson? Zur Beantwortung dieser Frage nahm Krüger an ausgelassenen Schaf- und Pferdeabtrieben teil oder tauchte ein in die Jahrhunderte alte Badekultur der Isländer. Er machte sich auf die Spuren der Sagas, jener ersten volkssprachlichen Erzählprosa Europas von hohem künstlerischem Rang, und erlebte, wie unbescholtene Touristen in furchteinflößende Wikinger verwandelt werden. Krüger erfuhr am eigenen Leib, wie herausfordernd Wasserschlauchfußball sich gestalten kann, und wurde Zeuge der ersten isländischen Eismeile, die bei 3,7 Grad Wassertemperatur selbst den hartgesottensten Schwimmerinnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Zusammen mit der Landschaftsfotografin und Vulkanenthusiastin Kerstin Langenberger fotografierte er Islands gewaltigste Lavaeruption seit 250 Jahren, kletterte in Eishöhlen unter Europas größtem Gletscher und fand sich umringt von einer Gruppe neugieriger Buckelwale.
Olaf Krügers neuer Vortrag ist eine faszinierende Reise ins Reich der Sinne und ins Herz dieser kleinen Insel hoch im Norden. Der profunde Kenner huldigt den atemberaubend schönen, oft surreal anmutenden Urlandschaften Islands mit stimmungsvollen Bildern und einem sorgfältig ausgewählten Soundtrack aus isländischer Musik. Doch trotz aller spür- und erlebbaren Begeisterung legt Krüger den Finger in die Wunden, die Massentourismus, Klimawandel und fragwürdige Industrieprojekte mit sich bringen. Island, dieses einzigartige Naturparadies, so seine Botschaft, ist viel fragiler, als wir es vielleicht wahrhaben wollen.